Bei Zeremonien und im täglichen Leben ist das höchste Ziel der Indianer die “Harmonie”
Die vier unterschiedlichen Welten sollen sich stets im Gleichgewicht befinden. Keine hat ohne die andere einen Sinn, und alle sind gleich viel wert. Menschen, Tiere, Pflanzen, selbst der kleinste Stein, alles ist nach Auffassung der Indianer beseelt. Wer ein Tier tötet, muss sich vor der Tierwelt durch Gebete rechtfertigen. Wer dagegen Leben verschwendet, den strafen die Geister. Viele Indianermärchen berichten von Menschen, die vom “Bärenvolk” entführt wurden, weil sie sinnlos töteten oder auch nur Schlechtes über die Bären sagten. Das geisterhafte “Wasservolk” soll sogar ganze Dörfer vernichtet haben, weil Jugendliche die Fische quälten.
Die Indianer versuchen deshalb, im Einklang mit der Natur zu leben. Die Naturgewalten verstehen sie als göttliche Kraft, wie überhaupt alles um sie herum vom göttlichen Geist beseelt ist. Einen konkreten, allmächtigen Gott, wie ihn zum Beispiel Christen oder Moslems haben, kennen sie nicht. Daher gibt es bei ihnen auch keine Kirchen und Gottesdienste, um bestimmte Götter anzubeten. Die Religion wird als Teil des Alltags empfunden. Sichtbar wird das auf den Zelten der Prärie-Indianer:
Sie sind mit religiösen Motiven bemalt, auch mit Bildern von Visionen, Träumen und Heldentaten des Besitzers. In jedem Fall wird die Natur dargestellt: Auf die schwarzgefärbte Zeltspitze malen die Indianer Symbole für Sterne, Sternbilder und die Sonne. Der untere Teil wird häufig gelb oder rot eingefärbt, die Farbe der Erdmutter.
Es war einmal an einem wunderschönen Tag im Wald. Die Vögel sangen in den Zweigen, die Frösche quakten am Teich, die Grillen zirpten im Gras, und eine Klapperschlange glitt einen kleinen Weg entlang, der mitten durch den Wald führte, um sich in der Sonne zu wärmen. Sie rollte sich ein und schlief ein wenig. Es war friedlich und schön. Da kam ein Mann des Weges, der sah die schlafende Schlange und wollte sie töten. Er griff nach einen großen Stein und gerade als er ihn auf die schlafende Schlange niedersausen lassen wollte, erwachte sie.
“Bruder, warum willst du mich töten, ich habe dir doch nichts getan!”
“Du bist giftig und musst sterben!” rief der Mann. “Aber Bruder, ich bin zwar giftig, aber ich tue dir doch nichts, ich werde dich nicht töten!”
“Du mich töten?” lachte der Mann. “Ich bin der Mensch und viel größer und stärker als du und ich habe diesen Stein, damit werde ich dich töten!” “Ich bin auch nicht der Bruder einer Schlange!” schrie der Mensch. “Und du wirst sterben und zwar auf der Stelle!” Und gleich holte er aus mit seinem Stein. In diesem Moment schnellte die Schlange empor und biss den Mann blitzschnell in den Hals. Er fiel sofort zu Boden, und im Sterben hörte er die Schlange sagen: “Wenn du auch mich gehört hättest, Bruder, und mich nicht hättest töten wollen, so wäre dies nicht geschehen und du könntest noch lange Leben” Dann rollte sich die Schlange in der warmen Sonne wieder zusammen und schlief ein an diesem wunderschönen, friedlichen Tag im Wald.
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